„Das Quartier ist schön durchmischt: Mit Menschen, die schon lange hier wohnen und Neuzuzügern – das gefällt mir!"
Genossenschafterin Felicitas, 30Seit 1925 engagiert für günstigen Wohnraum
Gemeinsam handeln, um sich aus der Abhängigkeit des privaten Wohnungsmarktes zu lösen: Dies war 1925 die Motivation der biwog-Gründer. Der genossenschaftliche Wohnungsbau hat seine Bedeutung bis heute nicht verloren. Und er hat Zukunft.
Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg waren für Arbeiter und Gemeindeangestellte hart. Trotz Bevölkerungszunahme wurden kaum neue Wohnungen gebaut. Erschwingliche Altbauwohnungen boten wenig Komfort, ungenügende sanitarische Bedingungen und keinen Platz für kinderreiche Familien. Um die Wohnungsnot zu bekämpfen, setzten die Behörden des «Roten Biel» auf genossenschaftlichen Wohnungsbau. Ab 1924 stellten sie dazu günstig Gemeindeland im Baurecht zur Verfügung.
«Brüder, zur Sonne!»
Unter der Initiative des Sozialdemokraten Emil Gräppi gründeten 29 gewerkschaftsnahe Stadtangestellte am 5. März 1925 die «Baugenossenschaft des Gemeindepersonals Biel». Ihr Zweck: «Gesunde» und billige Wohnungen für die Mitglieder erstellen. Das Ziel wurde bereits 1926/27 erreicht, als an der heutigen Sonnhalde 26 Wohnungen und später 4 Einfamilienhäuser realisiert wurden. Der Architekt Eduard Lanz (Erbauer des Bieler Volkshauses) orientierte sich an den Idealen der Berliner Gartenstadtbewegung: Alle Häuser waren gut besonnt und von viel Grünraum umgeben, wo die Bewohner Gemüse und Früchte für die Selbstversorgung anbauten. Gebaut wurde solide, der Innenausbau war einfach und praktisch, der Aussenanstrich einheitlich in fröhlichem Gelb gehalten.
Rasantes Wachstum
Dieses Modell stand auch bei den weiteren Projekten Pate. Dank neuen Siedlungen in der Champagne, im Lindenquartier und wiederum in den Falbringen wuchs die Zahl der Wohnungen bis 1931 auf 90. Die Genossenschaft nannte sich seit 1930 Bieler Wohnbaugenossenschaft (biwog) und nahm nun auch Personen auf, die nicht bei der Stadt angestellt waren. Und sie blieb aktiv. Angesichts einer neuen Wohnungsnot baute sie von 1943 bis 1949 weitere 36 Wohnungen im Lindenquartier. Der Babyboom und die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte gaben 1963 den Anstoss, 15 Wohnungen in den Falbringen zu erstellen. Durch Fusion mit der Genossenschaft Jura-Biel und Erwerb zweier städtischer Liegenschaften erhöhte sich der Wohnungsbestand bis 2013 auf 177 Einheiten.
Am Puls der Zeit
Auch nach fast einem Jahrhundert bleiben die Grundwerte und Ziele der biwog-Gründer aktuell: Als Gemeinschaft günstigen Wohnraum mit hoher Lebensqualität erstellen und nachhaltig im Interesse der Genossenschafter bewirtschaften. Das beinhaltet auch, die Wohnungen laufend zu renovieren und den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Eines dieser Bedürfnisse sind Wohnungen, in denen Menschen in der zweiten Lebenshälfte möglichst lange ein selbständiges Leben führen können. Mit der Siedlung Muttimatte in Brügg steht ein entsprechendes Angebot auch zur Verfügung.
Die Geschichte der biwog geht weiter – gemeinsam gestalten wir unsere Wohnzukunft jeden Tag neu.